Stress:
Stress ist zunächst positiv. Er fördert die Weiterentwicklung, motiviert und spornt uns zu Höchstleistungen an. Jede körperliche und geistige Anstrengung, jede Problemlösung benötigt ein gewisses Ausmaß an Aktivierung, an Stressenergie. Zum Problem wird Stress, wenn er über längere Zeit andauert und nicht durch ausgedehnte Phasen der Erholung ausgeglichen wird. Das Gleichgewicht zwischen An- und Entspannung, Aktivität und Ruhe, Stress und Erholung ist heute allzuoft gestört und entspricht nicht mehr dem naturgegeben Harmonieprinzip. Dazu kommt, das Menschen in Belastungsituationen sich häufig gesundheitsschädigend verhalten, wenn sie sich unter Druck gesetzt fühlen, rauchen sie mehr, ernähren sich ungesund, trinken mehr Alkohol, schlafen weniger und greifen häufig zu Beruhigungsmittel-, Sucht- Schmerz- oder Schlafmittel. Zudem steigt das Unfallrisiko, unsere Leistungsfähigkeit nimmt ab, wir machen Fehler, was die negative Denkspirale antreibt.
Das Stressbewältigungsmodell nach Lazarus
Diese besondere Bedeutung dieser individuellen Bewertung hat der Psychologe Richard Lazarus in seinem Stressmodell nachgewiesen: Zunächst bewertet der Mensch subjektiv, ob die jeweilige Situation für ihn positiv oder neutral ist. Ist dies der Fall, erfolgt keine Stressreaktion. Die Situation kann aber auch als Herausforderung, Bedrohung oder Schaden interpretiert werden. Gleichzeitig werden die persönlichen Bewältigungsmöglichkeiten( Coping) eingeschätzt. Wird die Situation als Gefahr oder Schaden interpretiert, entsteht eine Stressreaktion. Definiert man die Situation als Herausforderung, entsteht sogenannter positiver Stress(Leistungspositiv). Heute sind Konfrontationen mit klar umschriebenen massiven Ereignissen seltener geworden. Viel häufiger sind unterschwellige Daueralarmsituationen: Die Arbeit ist abends nicht erledigt, (oft auch nach Feierabend) geht es weiter, man grübelt über die Probleme auch noch nachts- der Organismus bleibt angespannt. Die Fähigkeit sich zu Erholen und zur Ruhe zu finden gehört zum natürlichen Verhaltensrepertoire vieler Lebewesen. Die Entspannungsreaktion ist wie die Stressreaktion ein evolutionär angelegtes, (über)-lebenswichtiges Prinzip. Sie kann gewissermaßen als Gegenpol zur Aktivierung bzw. Anspannung gesehen werden. Grundlegend für diese Auffassung ist, das alle körperlichen Vorgänge sich als zyklische bzw. rhythmische Abläufe begreifen lassen. Deshalb strebt unser Organismus nach einer (dynamischen) Balance bzw. nach einem Ausgleich zwischen An- und Entspannung. Das englische Wort "Stress" bedeutet so viel wie Belastung oder Druck.
Stress zeigt sich in vielen Masken. Kaum ein Mensch, gleich welchen Alters, Geschlechts oder sozialer Herkunft, bleibt im Leben, wenigstens zeitweise-davon verschont. Anhaltende Verspannungen im körperlichen und seelischen Bereich sind Krankheitsverursacher und in ihrer Maskenhaftigkeit oft schwer zu durchschauen, oder bloß zu erkennen. Stress wird oft zum Störfaktor eines vitalen Lebens. Es schränkt die Leistungs,- Arbeits- und Liebesfähigkeit ein. Die Stressoren sind meist in (unbefriedigenden) sozialen und emotionalen Lebensbedingungen zu finden. Alle unterdrückten Bedürfnisse und Wünsche, aber auch unbeantwortete wichtige Lebens und Seins-Fragen werden zu Stress, der heimtückisch im Untergrund sein Unwesen treibt. In der persönlichen Biografie eines Menschen wirken sein soziales Umfeld, seine Gene, seine ererbten Chromosomenstrukturen und die Bedingungen, unter, denen er lebt, als Faktoren zusammen und beteiligen sich an der Entstehung von Stress-Krankheiten. So hat jedes Individuum in seiner unverwechselbaren Besonderheit sein ganz persönliche "Stressmuster". Deshalb kann es auch kein Patentrezept geben: Was dem einen hilft, kann für den nächsten bereits schädlich sein.
Es gibt auch einen akuten Stress, der aus einem dramatischen Lebensereignis herrührt oder einen Langzeitstress, der sich meist aus vielen, zeitlich weit zurückliegenden Quellen speist. Unter Stress steigt der Tonus (die Spannung) des Menschen an und führt oft zur Verspannung. Versteifte Muskulatur ist immer ein Zeichen von Über-Spannung: von Stress. Ein großes Krankheitsfeld sind die vielen, oft unspezifischen Rückenprobleme. Sie sind gleichzeitig Ursache und Folge seelischer Verspannungen und Verkrampfungen, von Unterdrückung unbefriedigter, meist unbewusster Wünsche und Bedürfnisse, oder aber Zeichen eines Festhaltens an ihnen. Stress führt zu einer Blockade, die einen Energie und Affektstau (Affekt ist eine Gemütserregung: auch -Gefühl, Stimmung, Emotion) auslöst und sich dann in unterschiedlichen körperlichen Symptomen kanalisiert. Diese Verspannungen wirken im Organismus wie ein Energieblock, der ein freies Fließen von Lebensenergie verhindert. Sie haben auch gravierende Auswirkungen im feinstofflichen Geschehen. Diese blockierte Lebensenergie, die von den Chinesen "Chi" genannt wird, kann auch Depressionen auslösen, die heute zu den häufigsten Krankheitserscheinungen zählen. Stress gefährdet das feinabgestimmte Energiesystem des menschlichen Organismus. Die Feinabstimmung, die Homöostase, entgleitet ihrem Gleichgewicht. Alles gerät aus dem Lot. Die Folgen sind Antriebsschwäche, Lebensunlust, Gereiztheit, Unausgeglichenheit und Melancholie.
Stressfolgen:
Körper: Herz-Kreislauf, Kopfschmerzen, häufige Erkältungskrankheiten, Sodbrennen, Muskelzucken, Magen-Darm-Beschwerden, geschwächtes Immunsystem
Geist: Konzentrationsschwierigkeiten, Denkblockaden, Störanfälligkeit, Vergesslichkeit, Schusseligkeit, nicht abschalten können
Gefühle: Gereiztheit , Lustlosigkeit ,wütend sein ,sich überfordert fühlen ,deprimiert sein ,unzufrieden sein
Verhalten: Unruhe, Neigung zu Unfällen, Rastlosigkeit, Schlafstörungen, Antriebslosigkeit